Nicht überall auf der Welt ist es Kindern möglich, zu spielen. Kinderarbeit ist ein leider noch viel zu weit verbreitetes Phänomen. Auf meiner Reise in Asien sah ich unzählige Kinder in kleinen Imbissbuden oder am Feld arbeiten. Wie die Großen arbeiten Kinder, um ihren Familien beim Überleben zu helfen. Kein Vergleich mit meiner Kindheit! Wenn ich zurückdenke, erinnere ich mich nur daran, gespielt zu haben, draußen mit den Nachbarskindern, mit meinem Spielzeug oder Tieren, die ich in der Wiese gefunden habe. Ich hatte Raum zum Entdecken, zum Beobachten, zum Erleben und zum Begreifen. Ich hatte eine sichere Umgebung sowie Eltern, die mich zum Spielen ermutigten; eine Kindheit, die so fern von der Realität so vieler Kinder ist.
Und das, obwohl in der UN- Kinderrechtskonvention verankert ist, dass jedes Kind ein Recht auf Spielen hat. Jemand, der ein Kind am Spielen hindert, hat ein Menschenrecht verletzt.
Denn Spielen fördert nicht nur Kinder in ihrer Entwicklung, es steigert die Lernfähigkeit und kann auch helfen, traumatische Erfahrungen zu überwinden.
Gerade in Regionen wie um Birgunj (Südnepal), wo Kinderarbeit, Mädchenhandel und Vergewaltigung zum Alltag gehören, bekommen Spiel und Kindsein eine noch größere Bedeutung. Viele kleine und große Schritte haben wir mit ChildVision Nepal bereits getan, um den Kindern das Spielen und Lernen in einer geschützten Umgebung zu ermöglichen. Wir (ich spreche hier für alle österreichischen Voluntärinnen, die in Birgunj waren) haben Spiele aus Österreich importiert und den Kindern beigebracht. Wir haben mit den Kindern gesungen, geturnt und gemalt- Dinge, die in österreichischen Schulen an der Tagesordnung stehen. Das nepalesische Schulsystem kennt diese Methoden nicht. Hier gibt es nur stures (und sinnbefreites) Auswendiglernen und Aufsagen des Gelernten im Chor der Klasse – was, wie wir alle wissen, wenn wir uns an unsere Schulzeit erinnern, nicht lange im Kopf hängen bleibt! So ist es uns auch besonders wichtig, unser Lehrpersonal zu schulen und ihm kreativere Lehrmethoden näherzubringen. Denn spielerisches Lernen macht nicht nur Spaß, sondern fördert nebenbei noch Kreativität und Selbstwirksamkeit!
Uns war es auch ein großes Anliegen, den Kindern Spielerfahrungen, die auf einem Spielplatz entstehen, zu ermöglichen. Deshalb wurde im Februar 2020 der erste von insgesamt drei Spielplätzen in allen drei Schulen in Birgunj erbaut. Neben leuchtenden Kinderaugen kann man den Kindern dort beim spielerischen Lernen, Wachsen und Entwickeln zusehen.
Verfasst von Kristina Begusch, Volontärin und Mitglied von ChildVision Nepal
Quellen: Berker, C. (2020). Recht auf Spiel. Terre des hommes. Abgerufen am 04.06.2020, von https://www.tdh.de/was-wir-tun/arbeitsfelder/recht